Michael Schindhelm | DRESDEN HAT IM MOMENT EINE FREMDE ZEIT

Dresden hat im Moment eine fremde Zeit

Staub liegt über der Stadt. Als beginne hinter den Höhen von Mickten und dem Weissen Hirsch die Wüste. Sobald der Wind aus dem lupenreinen Oktoberhimmel herabstösst, ziehen Sandwolken auf, und man könnte meinen, diese Kulisse zwischen Brühlscher Terrasse und Semperoper, der Backsandstein von Herzog August dem Starken, löse sich in körnchenfeine Bestandteile auf. Sogar die Knallerbsenbüsche hinter dem Zwingergraben starren vor hellem Dreck.

Doch kommt der Sand nicht aus den Wüsten, die es hier ja gar nicht gibt. Irgendwo hinter dem Weissen Hirsch beginnt stattdessen die Sächsische Schweiz, der Sand ist eine überall sichtbare Hinterlassenschaft jenes unendlichen Wassers, das vor ein paar Wochen auch durch diese Stadt geströmt ist. […]

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