Abu Dubai
SPIEGEL: Vor einem Jahr haben Sie angekündigt, am Dubai Creek entstehe die „umfassendste Kultur-Destination der Welt“. Was wird jetzt, da die Krise auch den Golf erreicht hat, aus diesem Plan?
Die Ankuendigung kam von Scheich Mohammed… Das Projekt Khor Dubai besteht auch heute noch, selbst wenn mehrere wichtige Projekte zurückgestellt worden sind.
SPIEGEL: Geplant waren 10 Museen, 9 Bibliotheken, 13 Theater,darunter ein Opernhaus, entworfen von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid.
Manches davon, etwa Rem Koolhaas’ Kulturpavillon, hat nach wie vor gute Chancen. Im übrigen müssen wir jezt improvisieren, von Master-Planern sozusagen zu Partisanen werden: In Soho, Berlin-Mitte, im Ruhrgebiet sind aus Brachen Kulturstätten entstanden. Vielleicht geht dieser Prozess in Dubai auch schneller als anderswo. Die Frage ist allerdings, ob es alternative Kultur ohne etablierte geben kann. Die Chance in der Krise: Form follows function. Weniger Grandiositaet und mehr Pragmatismus.
SPIEGEL: Das Nachbar-Emirat Abu Dhabi hält an seinen Plänen fest: dem Louvre, dem Guggenheim Abu Dhabi, dem Museum von Tadao Ando.
Abu Dhabi hat natürliche Ressourcen und Geld, Dubai hat Menschen und Kreativität. Die Staedte wachsen ohnehin zu einer Metropolitanregion zusammen: Abu Dubai.
SPIEGEL: Ein Jahr lang standen Sie der Kultur-Behörde von Dubai als Direktor vor. Warum steht jetzt „Berater“ auf Ihrem Briefkopf?
Ich habe um eine Aenderung gebeten, ohne dass mein Posten nachbesetzt wird. Es gibt weniger zu tun. Wir haben bis heute keinen Generaldirektor, der regulär um die Budgets verhandelt. Aber die Karawane wird weiterziehen, und ich bleibe dabei, solange es einen Sinn hat.
SPIEGEL: Läßt sich eine Stadt, die so auf Geld und Hardware setzt wie Dubai, überhaupt mit einer Software wie Kultur programmieren?
Es ist zumindest eine extreme Herausforderung. Einen Vorteil hat diese Stadt: Sie ist sehr ehrlich. Als wir im Herbst historische Mekka- und Medina-Fotos aus den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen zeigten, fragte ein Emirater nach dem Preis der Bilder. Die seien nicht verkäuflich, sagte man ihm. „Warum“, fragte er, „stellt ihr sie dann aus?“
Erschienen in „Der Spiegel“, März 2009.