Aussenansicht – Der Wert der Stadt
Wien schlägt Moskau, Sydney besiegt London: Solche Rankings sind populär. Doch sie machen Urbanität zur globalen Ware – auf Kosten der Bewohner.
Was ist das: Lebensqualität? Es gibt Menschen, die am Morgen in einer Villa im Londoner Stadtteil Kensington erwachen und zum Mittagessen nach Venedig fliegen. Sie schicken ihre Kinder in gepanzerten Geländewagen zur Schule, und wenn sie nicht in London sind, dann wohnen sie in Florida, Cap Ferrat oder Hongkong. Ein gutes Leben? Als ein Reisbauer in Bhutan für seinen Ernteerfolg ausgezeichnet werden sollte, konnte man ihn lange nicht finden: Er hatte seine Feldarbeit eingestellt und lebte vom Gewinn des vergangenen Jahres. Immerhin konnte er sich auf den König seines Landes berufen: Der hatte sich schon in den Siebzigerjahren darüber den Kopf zerbrochen, wie sich die Zufriedenheit seiner Landsleute messen ließe, und er fand das Bruttosozialglück. Es sollte das Lebensniveau des Landes vergleichbar machen. Die Entwaldung und der Tourismus galten dem Thron von Bhutan als dem Glück der Untertanen besonders abträglich.
Lässt sich also das Lebensniveau messen? Globale Beratungsunternehmen mühen sich sehr, um darauf eine Antwort zu finden. […]