Goethe zum 250.
„Man müsste den Deutschen verbieten, fünfzig Jahre lang das Wort Gemüt auszusprechen“, hat er einmal gesagt. Man hätte ihnen 1999 verbieten müssen, Goethe zu feiern, vor allem in Weimar. Aber so was geht heute ja nicht mehr. Auch das Deutschland rings um Weimar ist inzwischen (wieder) ein demokratischer Staat, und da wird nur noch selten verboten. Wer wollte also daran zweifeln, dass die Nation mit aller Legitimität ihrer alten Tradition und ihrer jungen Normalität am Ort manifester Gedächtniskultur in vielfältigster, erhabenster, buntester, amüsantester und damit zeitgemässester Weise im runden Geburtsjahr ihren ersten Dichter auspackt und zelebriert, erst recht, da der Ort kurioserweise zur europäischen Kulturstadt des Jahres geschlagen worden ist? Niemand wollte daran zweifeln, wollte das verhindern oder verbieten, denn die Sache scheint so unverfänglich und angemessen, wie nur möglich. […]