Michael Schindhelm | NUSSEIBEH UEBER DIE EMIRATE

Nusseibeh ueber die Emirate

Noch vor 20 Jahren haetten sowohl der Westen, als auch die wirtschaftlich entwickelten arabischen Laender wie Aegypten oder Libanon auf den Golf geschaut wie auf eine minderwertige Kultur. Die Zivilisation der mediterranen Staedte versus die duerftigen Braeuche der Beduinen, so sei das meist abgehandelt worden. Inzwischen sind die besten Leute aus diesen Laendern in den Emiraten beschaeftigt und schicken ihre Kinder auf die Schulen von Dubai und Abu Dabi. Seine eigenen Verwandten, reiche Leute aus Jordanien, haben ihn frueher oft dafuer gehaenselt, sich in Abu Dhabi abzustrampeln. Sie seien im Sommer an die Cote d’Azur gefahren. Heute kommen sie nach Dubai, denn einen solchen Luxus finden sie nirgends in Europa. Die Vereinigten Arabischen Emirate haetten eine Foederation im Kleinen zustande gebracht, wie sie sich die fortschrittlichen Araber im Grossen immer gewuenscht haetten. Von Casablanca bis Karadschi sehe die islamische Welt in den Golfstaaten eine friedliche Alternative moderner islamischer Gesellschaft.

Und wie werden die Emirate in zwanzig Jahren aussehen? Ein Land, denkt Zaki, das auch Rezessionen ueberstehen wird. Natuerlich konnte es nicht ewig so schnell weitergehen wie bis zur Finanzkrise im letzten Herbst. Aber Asien wird kommen und weiter investieren. In Indien warten Hunderte von Millionen Menschen darauf, ein Mittelklasseleben zu fuehren wie in Europa. Sie werden nach Dubai und Abu Dhabi kommen, alle werden kommen, die Chinesen, die Araber und Iraner. Die groesste Gefahr ginge paradoxerweise von der Weltoffenheit der VAE aus. In Dubai sind nicht mehr als gut 10 Prozent der Bevoelkerung noch Einheimische. Vor 35 Jahren, zur Gruendung der Foederation, glaubten die kritischen Nachbarn, die Emirate wuerden bald untergehen. Heute muesse dieses Land noch beweisen, dass es der kosmopolitischen Invasion auch gewachsen sei, die es ausgeloest hat. Das ginge nur mithilfe einer beispiellosen Bildungsoffensive. In spaetestens zwei Jahrzehnten muesse die einheimische Bevoelkerung imstande sein, in allen Bereichen das Land zu steuern. Emiratische Kinder sollten spaetestens dann ebenso gut ausgebildet und qualifiziert sein wie die Kinder der europaeischen Expats.

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