Michael Schindhelm | HERBERT QUANDT MEDIEN-PREIS 2022 FüR MICHAEL SCHINDHELM

Herbert Quandt Medien-Preis 2022 für Michael Schindhelm

Herbert Quandt Medien-Preis 2022 für Michael Schindhelm

Michael Schindhelm erhält den Herbert Quandt Medien-Preis 2022 für seine Dokumentation „Mit Lichtgeschwindigkeit zum Impfstoff“, ausgestrahlt am 30.10.2021 auf ARTE. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 20.000 € verbunden.

Laudatio von Jury-Mitglied Horst von Butlar:
„Ein Glücksfall für uns alle“
Wenn wir in diesen Tagen auf die Welt und die Wirtschaft schauen, sehen wir vor allem Krise, und nicht nur eine, sondern mehrere Krisen, die sich überlagern und ballen, zu einem Krisenknäuel, so dass man manchmal gar nicht weiß, wo Krisenmanagement aufhört und wo es anfängt. Die Lage ist für viele Unternehmen ein fortwährender Stresstest und wir dürfen gespannt sein, wann wir das Wort Lieferketten mal wieder ohne dieses Adjektiv „angespannt“ benutzen werden. Wenn ich an die vergangenen Jahre denke, an die Zeit seit März 2020, was Unternehmen leisten mussten, wie sie sich neu aufstellen mussten, wie sie gezwungen waren zu Veränderungen, dann kann man das Ganze auf einen Begriff bringen: Anpassungsfähigkeit. Viel Mut, viel Innovation, ein bewundernswerter Aufbau von Resilienz.
Aus all diesen unternehmerischen Entscheidungen und Innovationen ragt aber eine hinaus: Es war die Entscheidung des Unternehmerehepaars Ugur Sahin und Özlem Tureci – der Plan, innerhalb von wenigen Stunden und Tagen alles auf eine Karte zu setzen, zu einem sehr frühen Zeitpunkt, und die Kraft des gesamten Unternehmens auf ein Projekt zu konzentrieren, die Suche nach einem Impfstoff für eine globale Pandemie.
Diese Entscheidung wird einmal in Business Schools gelehrt werden. Es war eine Entscheidung, die als Einzelposten in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung von Deutschland, der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt, sichtbar sein würde.
Wir kennen diese Geschichte, zumindest in groben Zügen, und wir kennen das Ergebnis, den Ausgang. Es ist also eine Kunst, hier noch einmal Mehrwert zu liefern, eine Geschichte zu finden, die näher dran ist und tiefer drin ist. Das ist Michael Schindhelm gelungen. Sein Film macht sich auf die Spuren dieser Entscheidung, er schaut tiefer und genauer hinter die Kulissen – und die Kultur von Biontech.
Zum einen in ausführlichen, sehr authentischen Interviews – und alle Journalisten wissen, wie kurz die Zeit ist, die man mit beiden BioNTtech Gründern verbringen kann, weil sie jede Minute im Labor sein und nicht mit Journalisten reden wollen –, was auch schon wieder eine kluge Entscheidung ist.
Aber die beiden haben Michael Schindhelm Zeit gegeben. Doch nicht nur die Gründer. Eine Stärke des Filmes ist, dass er mit sehr viel mehr Protagonisten spricht, mit Managerinnen und Managern, Forscherinnen und Forschern aus der zweiten und dritten Reihe, mit eher unbekannten Schlüsselfiguren – und auch mit dem Investoren-Zwillingspaar Strüngmann. Die sicherlich ein Glücksfall für das Unternehmen – und uns alle waren.
Und so zeichnet er nochmals ein umfassendes Bild dieses unternehmerischen Glanzstücks. Der Autor hat gesagt, dass er eine Heldengeschichte erzählen wollte, und das ist ihm gelungen – ohne das Ganze zu inszenieren oder zu dick aufzutragen. Der Film ist nicht kitschig oder gar dramatisch, er kommt den Protagonisten einfach noch einmall sehr nahe. Angesichts der Fülle an Portraits und Interviews und Büchern, die geschrieben wurden, ist das eine große Leistung. Im Ergebnis wird man bei jeder Recherche im Archiv zu BioNTtech nicht um diesen Film herumkommen.
Das Interessante ist, dass mit dem Ergebnis dieser Entscheidung das Unternehmen für die kommenden Jahre durchfinanziert ist, um sich der eigentlichen Mission zu widmen: die mRNA-Technologie in der Krebsforschung einzusetzen. Das wird ein längerer Weg, auch mühsamer – man würde sich fast wünschen, dass man auch diesen Weg filmisch über längere Zeit begleitet!
Aber heute geht es nur um das Projekt „Lichtgeschwindigkeit“. Selten war sich die Jury so schnell einig, dass dieser Film gesetzt ist, weil er das leistet und einlöst, was das Kernanliegen des Herbert Quandt Medien-Preises ist.
Diese filmische und journalistische Leistung zeichnen wir mit Freude mit dem Herbert Quandt Medien-Preis und 20.000 Euro Preisgeld aus. Herzlichen Glückwunsch an Michel Schindhelm!

https://www.arte.tv/de/videos/103509-000-A/mit-lichtgeschwindigkeit-zum-impfstoff/

Foto: Johanna Quandt Stiftung

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